Die letzten Wochen war die Stadt Cuzco unsere Basis zwischen den Touren, nun heisst es Abschied nehmen vom gemütlichsten Campingplatz in Südamerika (S13.50560 W71.98517). Mit ihrem holländischen Charme verführen Helmie und seine Frau ihre Campinggäste zum länger Bleiben. Etwas widerwillig erliegen wir dem Ruf der Ferne, dem Rufen der Ruinenstadt Choquequirao (S13.39501 W72.87369). O.K., wir sind neugierig auf diese alte Stadt der Inkas. Und dass kein Zug und keine Strasse dorthin führt ist das Salz in der Suppe, für uns. Nur ein etwa dreißig Kilometer langer Wanderweg führt zur "Schwester Machu Picchus". Ehepaar Helmie bereitet sich unterdessen auf ihre neue Unternehmung vor: ein Aparthotel in Guatemala. Wir wünschen alles Gute.
Unser Busli fährt uns treu in das Dorf Cachora (S13.51167 W72.81323). Kaum strecken wir die Nase zum Busfenster raus, werden uns sogleich Maultiere und Führer angeboten. Zwei Maultiere mit Führer mieten wir, zirkeln Busli in den Innenhof eines Bauernhauses, kaufen Proviant für 9 Tage ein und starten am Morgen drauf die Wanderung.
Normalerweise wird die 60km-Tour Cachora - Choquequirao - Cachora in 4 Tagen durchgeführt. Aus allerlei Gründen wollen wir uns mehr Zeit gönnen: Landschaft genießen, zwei Tage in Choquequirao sein, schwere Fotoausrüstung auf unseren Rücken (zu schwer für die armen Maultiere!), eine ans Autofahren adaptierte Fitness und es gab Hinweise auf recht viele Höhenmeter.
Zwischen Cachora und Choquequirao fließt der Fluss Apurímac. So kräftig und reißend, dass er sich einen 1500m tiefen Canyon gegraben hat. Den Rio Apurímac muss jeder queren. Bedeutet auch für uns, zunächst 1500m bergab zu wandern und dann wieder etwa 1700m bergauf, um nach Choquequirao zu gelangen.
Auf der Wanderung begleiten uns viel Hitze und noch mehr Stechfliegen ("fast" kein Problem dank Autan a la Perú), belohnt werden wir durch einen grandiosen Blick auf die Gebirgslandschaft auch bei Vollmond und dem Wechsel der Klimazonen, von Wüste bis Regenwald.
Am dritten Tag zeigt sich uns Choquequirao als eine wahrlich schöne "Schwester Machu Picchus". Wir genießen den Luxus, zwei Tage lang diese weitläufige Anlage hoch oben auf einem schmalen Bergrücken zu besichtigen und zu fotografieren. Steil fallen die Flanken zum Rio Apurímac hin ab, die Luftfeuchtigkeit der aufsteigenden Winde kondensiert hier in 3000m Höhe in sich ständig ändernden Wolken aus. Immer wieder verschwindet Choquequirao im tiefen Nebel, um im nächsten Moment wieder von Sonnenstrahlen überflutet zu werden.
Große Terrassenanlagen kleben förmlich an den unglaublich steilen Hängen. Wie haben die Erbauer dies bloß erschafft?
Eine Besonderheit sind die Llama-Terrassen. In den senkrechten Wänden sind mit hellen Steinen Llama-Figuren eingebaut - so etwas findet man nur hier! Zum Aussichtspunkt muss man vom Hauptplatz über die Terrassen 300m hinab steigen. Wer Respekt vor Höhe hat, dem könnt hier schwindlig werden.
Nachdem wir uns so richtig sattgesehen haben, wandern wir auf dem gleichen beschwerlichen Weg zurück nach Cachora, wo wir zwischen Hühnern, Schweinen und bunten Maiskolben unseren Busli packen.
Auf zur vorletzten Etappe nach Lima!