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#27 Eine Schnuppertour in den Manú Nationalpark

Wir sind neugierig, wie es auf der anderen Seite der Anden aussieht, und buchen eine Urwaldhütte in der Pantiacolla Lodge (S12.65611 W71.23150), die sich am Rande des Manú Nationalparkes befindet. Wir reisen mit Busli auf eigene Faust an und haben nur eine Verabredung ganz unten am Fluss, wo wir in drei Tagen in ein Boot einsteigen werden, das uns zur Pantiacolla Lodge bringt.

In Cusco starten wir auf 3300m Höhe und winden uns auf einer relativ guten Piste über den letzten Andenpass bis auf 4000m Höhe. Danach geht es nur noch bergab in das Amazonastiefland.

Plötzlich sehen wir auf eine ausgedehnte Wolkendecke hinab, die sich weit über den Amazonas ausbreitet und bis zum Horizont reicht. Wir fahren in die Wolken hinein und finden uns im Nebelwald wieder.

Der Nebelwald ist nur eine von vielen Klimazonen, durch die wir auf dem Weg nach unten hindurchkommen. Mit jeder Serpentine, die es hinunter geht, wird es immer schwüler, grüner und lauter. Unzählige Insekten und Vögel, die sich alle vor uns verstecken, machen einen Höllenradau. Untermalt wird das Konzert durch das Rauschen der Wasserfälle. Unsere Autofahrt endet im Dorf Atalaya (S12.88954 W71.35943) auf 510m Höhe.

Hier steigen wir in das Boot um, das uns in 90 Minuten auf dem Fluss "Alto Madre De Dios" bis zur Pantiacolla Lodge bringen wird. Rechts und links am Ufer wuchert das üppige Grün. Die Lodge liegt einsam im Regenwald am Fluss. Hier gibt es keine Strassen. Unsere Hütte steht auf Stelzen und die Betten verstecken sich unter Moskitonetzen.

Die nächsten Tage erkunden wir die Umgebung auf schmalen Wanderwegen, die uns durch einen wilden Wald führen, wie wir ihn noch nie gesehen haben. Blattschneideameisen haben breite Pfade quer durch den Wald angelegt. Die Luftwurzeln der tropischen Bäume versperren uns den Weg. Eine außergalaktische Metallic-Biene umschwirrt uns. Wir entdecken auch eine Pumaspur im Schlamm. Ob er uns jetzt beobachtet? Morgens werden wir nicht nur von kreischenden Papageienschwärmen aufgescheucht, auch der "heulende Affe" gibt furchterregende Laute von sich, direkt neben unserem Hüttchen.

Nach drei Tagen geht es wieder zurück in die Zivilisation. Wir setzen mit dem Boot flussaufwärts zum nächstgelegenen Dorf Shintuya (S12.66900 W71.29493) über. Dort übernachten wir in der Dorfherberge gemeinsam mit zehntausend Käfern und einem Springfrosch. Frühmorgens nehmen wir schnell reißaus und kapern den einzigen öffentlichen Bus, der uns nach unzähligen Flussquerungen bis nach Atalaya bringt, wo unser Busli auf uns wartet.

Wir zotteln den gleichen Weg Richtung Cusco zurück, den wir gekommen waren, passieren wieder die Wasserfälle, den Nebelwald und machen Station über den Wolken auf 3670m Höhe beim Aussichtspunkt Tres Cruces (S13.12120 W71.61167). Dort erleben wir einen wunderschönen Sonnenaufgang über dem Wolkenmeer vom Amazonasbecken und genießen noch einmal so richtig die tolle Landschaft, bevor wir nach Cusco zurückkehren.