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#22 In der Hauptstadt Boliviens Sucre

Sucre (S19.05360 W65.25408) ist ein wunderschönes weißes Kolonialstädtchen in den Hügeln der Cordillera Central mit vielen Studenten, verwinkelten Gassen und leckerem Schwarzbier (Sureña Stout). Hier wurde im heutigen Casa de la Libertad an der Plaza von General Sucre am 06. August 1825 die Unabhängigkeit Boliviens von den Spaniern erklärt. Die Menschen waren nicht die ersten Siedler hier: vor ca. 65 Millionen Jahren haben viele verschiedene Arten von Sauriern ihre Spuren im Morast hinterlassen. Was damals eine schlammige Ebene war, kann man heute als steinerne senkrechte Wand besichtigen. Auf über 750 m Länge verteilen sich die Fußtapsen von ca. 300 verschiedenen Saurierarten. Es sieht so aus, als wären die Monster gerade erst hier gewesen, und tatsächlich röhrt es hinter uns erschreckend laut und tief: in dem Freiluftpark gegenüber der Spurenwand schauen uns riesige Fleischfresser von oben hungrig an!

Da wir die Saurierspuren hier nur von Weitem sehen können, entschliessen wir uns zu einer zweitägigen geführten Wanderung zu solchen Spuren mitten in der Natur. Zunächst soll es mit dem Überlandbus zum Startpunkt (S18.98919 W65.40470) der Wanderung gehen, doch der Bus ist ausgebucht, wir steigen auf einen hinten offenen LKW und werden zwischen den Einheimischen mit ihren Hühnern, Getreidesäcken und Paketen eingeklemmt. Da immernoch Karneval ist, werden zwischen den Mannschaften auf den LKWs Wasserbombenschlachten ausgetragen, und auch wir erhalten ab und zu eine kräftige Erfrischung.

Unsere Wanderung beginnt auf einem alten und sehr gut rekonstruierten Inkapfad, der sich ca. 1000 Höhenmeter hinab zum Fluß windet. Unsere beiden Führer Rubén und Nelson erklären uns unterwegs fast jede Pflanze und jede Legende, so daß die lange Wanderung sehr kurzweilig wird. Wir kommen durch ein langes Flußtal, überqueren die Hängebrücke über den Rio Chaunaca und steigen kurz vor der Dämmerung wieder hoch zum Krater von Maragua (S19.05384 W65.43119). Dort werden wir in einem gemütlichen Steinhaus untergebracht und schwatzen noch lange am Kamin beim leckeren Tee aus frisch gepflückten Cedron-Kräutern.

Am nächsten Morgen sehen wir, was es mit dem Krater von Maragua auf sich hat: er ist kein Vulkan, sondern das Dorf Maragua liegt in einem Talkessel, der von wunderschönen gestreiften Sedimenthügeln eingeschlossen ist. In dieser Gegend lebt das Volk der Jalq'a, wir werden in einen Bauernhof eingeladen und erhalten eine Kostprobe ihrer Maissuppe und ihrer traditionellen Webarbeiten. Kurze Zeit später erreichen wir unser Hauptziel der Wanderung: die abgeschieden gelegenen Saurierspuren. Was für ein tolles Gefühl, in die Fußstapfen der Tiere von damals treten zu dürfen! Am Abend geht es per Geländewagen zurück nach Sucre, wo wir mit unseren Führern geschafft und glücklich auf ein Sureña Stout anstoßen.

Angefixt durch die schöne Handwerkskunst in Maragua besuchen wir in Sucre das sehenswerte Museum der ethnografischen Textil- und Handwerkskunst, wo die Webarbeiten der verschiedenen Völker aus der Umgebung präsentiert und sehr anschaulich erläutert werden.