Die schwüle Hitze in Argentinien hatte immer mehr zugenommen und so wurde es höchste Zeit, dass wir über die Anden nach Chile flüchten. Im letzten heissen Dorf in Argentinien vor dem Paso de San Francisco bunkern wir noch jede Menge Kraftstoff ( für Mannschaft und Auto ), da es die nächsten 500km nur Berge, Wüste und Salzseen gibt. Schon am ersten Tag schrauben wir uns auf 3300m hoch und werden durch die trockene Kühle dort oben wieder zu Menschen. Jetzt haben wir auch wieder Augen für die Landschaft um uns: kunterbunte Vulkane, grasegrüne Salzseen, rosa Flamingos, scheue Vicuñas und die unendliche Weite.
Die Grenze zwischen Argentinien und Chile befindet sich mitten auf dem Pass auf 4750m Höhe (S26.87380 W68.29973) und bietet einen grandiosen Ausblick auf die umliegenden Berge. Allerdings bläst uns ein scharfer Wind um die Ohren. Wir rollen schnell weiter hinunter bis zur Laguna Maricunga, wo uns am nächsten Tag der chilenische Zoll den Bus zerlegt auf der Suche nach frischen Lebensmitteln, deren Einfuhr verboten ist. Später entdecken wir zwei Aprikosen in unserer Küche, die es trotz allem als blinde Passagiere bis nach Chile hinein geschafft haben.
Eines Morgens kraxele ich auf einen Hügel in der Nähe, um von oben die Aussicht zu genießen. Hier war noch kein Mensch, und doch entdecke ich weiter oben zahlreiche Trampelpfade! Neugierig untersuche ich die Fussspuren und finde tausende Abdrücke von Vicuña-Zehen. Ich schraube mich auf den Pfaden den Hügel hoch und treffe auf viele Sandkuhlen, in denen sich die Vicuñas schlafen legen - ein richtiges Dorf! Als ich wieder absteige bemerke ich, dass mich die ganze Zeit eine Gruppe Vicuñas observiert hatte - sie hielten sich immer gerade so vor mir versteckt!
Unsere nächste Station ist die Laguna Santa Rosa (S27.07783 W69.17210). Als wir am Abend ankommen, treffen mit uns unzählige Flamingos ein, die sich in der Lagune zur Nachtruhe einrichten. Alles schnattert und gackert - wahrscheinlich werden viele Geschichten ausgetauscht. Wir stellen unseren Wecker auf vor Sonnenaufgang und pirschen uns in der frostigen Dämmerung ganz nahe an die schläfrigen Tiere heran. Wir beobachten begeistert, wie die Flamingos mit der aufgehenden Sonne munter werden, sich putzen, frühstücken und dann aufbrechen, um im Gänsemarsch den weiten Weg zu ihrem Futterplatz zurückzulegen. Sie sehen aus wie eine endlose rosafarbene Perlenkette...
Für uns geht es weiter die Anden hinab zum Pazifik: auf einer Strecke von ca. 200km steigen wir ca. 4000m ab. Unterwegs machen wir noch eine fotografische Vollbremsung: in einem Trockental springt uns im späten Abendlicht ein von der Natur gebildetes Kunstwerk an. Als vor einigen Jahren hier der letzte Regen fiel, liefen kleine Flüsse die steilen Hänge hinunter und nahmen Sedimente mit, die sie in kunstvollen Deltas am Fuss der Hänge ablagerten - was für Radien!
Zurück in der Zivilisation stärken wir uns nach langer Abstinenz in Copiapo im Bayrischen Restaurant (!) mit Sauerkraut, Weisswurscht und Kartoffelpüree sowie dem sehr schmackhaften Schwarzbier Cerveza Kunstmann. Danach ist es nicht mehr weit bis zum Meer (S27.10470 W70.85120).