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#12 In den Nevados de Cachi

Nach 3000km Fahrt durch Peru, Chile und Argentinen treffen wir pünktlich am 10.Oktober auf der Plaza von Salta (S24.78921 W65.41022) auf Jana und Tovo.

Wir stärken uns jeder mit einem typisch argentinischen Rindersteak (ca. 30cm Durchmesser und 5cm dick) und brechen auf nach Cachi (S25.12182 W66.16739).

Dort packen wir die Rucksäcke mit allem Notwendigen für eine Bergtour, die im günstigsten Fall bis auf 6380m führen soll. Da wir alles selber tragen, lassen wir die schwere Photoausrüstung in unserem Bus.

Mit einem kleinen Überlandbus geht es, über staubige Pisten rumpelnd, von Cachi nach Las Pailas zum Startpunkt der Wanderung (S25.04731 W66.20938) auf 2800m Höhe.

Der Überlandbus ist gefüllt mit Schulkindern, die uns neugierig beäugen. Die Mutigsten rufen uns ein "Hello" auf englisch zu und schon kommen wir ins Gespräch.

Der Bus spuckt uns in der Mittagshitze an der Endstation aus. Wir schultern unsere Rucksäcke und los geht es. An großen Kandelaberkakteen vorbei gehen wir talaufwärts. Allerdings schreiten mir Heike, Jana und Tovo locker von dannen. Der Rucksack ist soooo schwer! Miguelita! Alan Garcia! Ich vermisse euch!

Wir wandern bis zu einem unbewohnten Gehöft (S25.01423 W66.25114), das uns guten Schutz vor dem aufkommenden Wind bietet. Türen, Tische, Bänke und das Dach sind aus Kaktusholz gezimmert. Ein seltener Anblick!

Am nächsten Morgen schicken wir Jana und Tovo voraus, da sie schneller wandern als wir und damit mehr Zeit haben für einen Gipfelversuch.

Wir folgen in langsamem Tempo den Beiden talaufwärts. Begleitet werden wir von einem aufgeweckten Hund, der uns am Morgen im verlassenen Gehöft, freundlich erfolgreich Futter fordernd, begrüßte.

Nun umkreist er uns fröhlich und weist uns den richtigen Weg nach oben.

Wenn er nicht gerade eine Herde Esel jagt.

Nach 4km und 500m aufwärts nächtigen wir drei windgeschützt an einem großen Felsen unter Tausenden von Sternen. Am nächsten Morgen hat uns der Hund verlassen.

Wir wandern weiter, nur scheinbar allein. Viele Augen verfolgen unseren Weg. Ohne es zu merken, durchqueren wir das Reich der Vizcachas.

Diese kaninchenartigen putzigen Tiere huschen über die Felsen und lassen keine Gelegenheit zum Sonnenbaden aus. Die Wärme macht schläfrig. Daher wird einer aus dem Rudel als Wache abgestellt. Der Geehrte kämpft ganz mutig gegen seine ständig zufallenden Augen.

Nach zwei weiteren Tagen schlagen wir unser Basislager auf 4700m Höhe auf (S24.96325 W66.32029). Es folgt ein Ruhetag, an dem wir es inmitten der Vizcachas es diesen gleich tun.

Tags drauf machen wir einen Abstecher fast bis zum Anfiteatro. Eine mehrere hundert Meter hohe fast rundum Felswand. Letzte große Hürde auf dem Weg zum Gipfelplateau. Über große Geröllfelder balancieren wir uns von Fels zu Fels nach oben, nicht ganz so elegant wie die Vizcachas, als uns Jana und Tovo entgegenkommen. Großes freudiges Hallo über das Wiedersehen. Sie hatten ihr Basislager am Fuße des Anfiteatro aufgeschlagen, darauf hoffend, dass der ständig starke, in Böen stürmisch aufbrausende eiskalte Wind sich für einen Gipfeltag beruhigt.

Gerade die Böen sind nicht ohne, so plötzlich und so kräftig, dass sie einen umwerfen. Ausserdem ist der Weg hoch im Anfiteatro lockeres Geröll, ohne sicheren Halt.

Da der Wind nicht locker lies, entschieden die Beiden, safety first, auf den Gipfel zu verzichten. Keine Chance unter diesen Wetterbedingungen.

Nach einer zünftigen Wiedersehensparty (ohne Alkohol, aber mit lecker Mousse Chocolate) geht es tags drauf mit Sieben-Meilen-Stiefeln bergab bis zum verlassenen Gehöft, wo uns morgens wieder der Hund begrüßt und fast bis zur Bushaltestelle begleitet. Verstaubt und verschwitzt genießen wir in Cachi unser erstes Bier und freuen uns auf unser nächstes, bereits gebuchtes, Abenteuer: Eine Zugfahrt im Tren a las Nubes.