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#09 Im Wald der Felsen

Das Gute am lebendigen Huaraz ist, dass wir auf andere Reisende treffen von denen wir so manchen Tip erhalten der in keinem unserer vielen Reiseführer erwähnt wird.

So sind wir ganz Ohr als Lisa vom "Bosque de rocas" ( Wald der Felsen ) schwärmt.

Nach unserer Wanderung zur Laguna Churup machen wir uns auf diesen Wald der Felsen zu besuchen.

Doch zuvor müssen wir mit unserem Bus einen Abstecher beim Reifenflicker vollziehen. Sein rechter Vorderreifen ist fast so platt wie unsere Wanderfüsse.

Vorsichtig fahren wir die Schotterpiste von der Lodge Way Inn hinunter nach Huaraz. Der Reifen hält sich tapfer doch der Reifenflicker findet 10 Löcher und holt auch eine schöne Schraube aus dem Mantel. Für 12 Euro werden die Löcher geflickt und bis heute ist der Reifen wie neu.

Wir fahren weiter mit dem Bus südwärts entlang dem Rio Santa. Etwa 60km nach Huaraz geht eine kleine Piste von der Landstrasse ab. Es gilt mit Adleraugen diese Abfahrt zu erkennen. In Peru gibt es fast keine Ausschilderung. In den Dörfern fragt man was und wen man sucht. Auf den Landstrassen sind fast nur ortskundige LKW- und Busfahrer unterwegs. Die kennen sich aus und wissen wo die Panamericana in großen Städten entlang geht. So manches mal haben wir die Panamericana "verloren" und mussten uns den Weg zurückfragen.

Doch die Piste zum Bosque de rocas finden wir ohne zu fragen (S10.06395 W77.32104). Nun kurven wir hoch auf 4450m Höhe. Die Grassteppe wird von wenigen Felsen unterbrochen. Ein frischer Wind pustet über die sanft geschwungenen Hügel. Und wieder sind wir begeistert von der Ansicht schneebedeckter Gipfel der Cordillera Blanca. Immerhin sind wir nun oben auf der Cordillera Negra und schauen "hinüber". Zu unseren Füssen offenbart sich eine Pflanzenvielfalt in der scheinbar eintönigen Grassteppe.

Weiter geht es zur Hütte (S10.08291 W77.34833) gegenüber dem Bosque de rocas. Der Steinwald entspringt förmlich aus der Grassteppe. An der Hütte auf 4300m dürfen wir kampieren. Allerdings ist es nicht leicht einen ebenen Stellplatz zu "erfinden".

Die nächsten Tage wandern wir immer wieder im Bosque de rocas herum. Wir sind verzaubert. Die erodierten graubraunen Felsen, von faustgroß bis hochhaushoch, jeder von einmaliger Form, verändern fortwährend ihr Aussehen im Laufe des wandernden Tageslichtes. Im Wald ist es absolut still. Man hört nur das Rauschen des eigenen Blutes im Ohr.

Am Rande des Waldes leben Campesinos. Es werden Schafe und Rinder gehalten. Und natürlich ein paar Hüner. In einer einfachen strohbedeckten Steinhütte lebt Virginia. Die alte Dame steht mit den ersten warmen, die Frostnacht vertreibenden Sonnenstrahlen auf und spinnt Wolle. Von uns wünscht Sie sich Streichhölzer für Ihre Feuerstelle. Die wir ihr gerne bei unserem nächsten Waldspaziergang vorbei bringen.

Nachts wird es kalt doch der Sternenhimmel strahlt um so intensiver.

Abends treffen wir in der Hütte auf die anderen Reisenden und wärmen uns alle am Ofen während der Hüttenwart Daniel andine Lieder auf seiner Guitarre vorspielt. Drei Tage und Nächte verbringen wir hier und kehren mit verzauberten und höhenluftgestärktem Herzen zurück nach Huaraz.