· 

#07 In Huaraz

Der Alpamayo ist für Flachlandbewohner nicht leicht zu erreichen.

Vom letzten Dorf aus sind es drei Tage Wanderung in einer Höhe von 4000m bis 5000m. Hier ist die Luft sehr dünn, mit wenig Sauerstoff, und auch unsere Körper brauchen ein wenig Geduld sich anzupassen.

Also legen wir im geschäftigen Huaraz (S9.53037 W77.52441) auf 3100m Höhe einen Ruhetag ein. Die Stadt ist das Zentrum im Tal zwischen Cordillera Blanca und Cordillera Negra und lebt auch von Bergsteigern und Wanderern. Für unser erstes Gefühl ist die Stadt ein wenig zu lebendig und teuer.

Nach dem Ruhetag machen wir uns zu einer kleinen Wanderung auf. Der simple Trainingsplan lautet auf einer Serpentinenstrasse gemächlich bis auf 3700m hoch zu wandern. Ein Colectivo ( Sammeltaxi ) bringt uns zum Startpunkt. So denken wir. Doch ab jetzt wird der trockene Trainingsplan zur Entdeckungstour.

Eine freundliche alte Campesina ( Bäuerin ) zeigt uns den alten Pfad nach Pitec. Ein Hohlweg der seit vielen Generationen von den Bauern genutzt wird und von Mensch und Tier nur zu Fuß passierbar ist. Kein Vergleich zur "modernen" Staubpiste der wir ursprünglich nach Pitec folgen wollten. Der alte Weg führt an vielen kleinen Bauernhöfen vorbei wo die Familien z.T. unglaublich steile Felder bewirtschaften.

Schweine grunzen, Hühner krähen, Schafe blöcken, Hunde bellen und Kühe grasen auf den schiefen Weiden. Was fehlt ist der Lärm von Landmaschinen. Die können sich hier nicht halten. Alles ist Hand- und Tierarbeit. Was uns auch begleitet ist ein Gluckern, zuweilen Rauschen. Dies kommt aus den Kanälen in denen das Wasser der Gletscher kunstvoll selbst entlang schmale Bergrücken zu den Feldern geführt wird.

Angelockt von einem Eukalyptuswald kommen wir vom Weg ab. Ein Bauernehepaar lotst uns über ihr Feld zurück auf den Hohlweg. Allerdings hat das Feld gefühlte 45° Steigung!

Unsere Geschwindigkeit wird durch die dünne Luft bestimmt. Immer schön langsam kommen wir schließlich am höchsten Punkt unserer heutigen Wanderung auf 3850m an. Der Blick öffnet sich auf die schneebedeckten Gipfel um den Nevado ( Berg ) Churup. Der Hohlweg kreuzt die Schotterpiste.

Hier hoffen wir von einem Colectivo zurück nach Huaraz gebracht zu werden. Doch ist die Gegend so einsam, dass wir fast den ganzen Weg bis zum Ausgangspunkt zurück wandern müssen.

Kurz bevor uns ein Colectivo findet, hebt ein Mädchen sein Kopf von der Feldarbeit, mustert uns neugierig und fragt uns woher wir kommen und wohin wir gehen. Gerne geben wir Auskunft und das Mädchen verabschiedet uns strahlend mit dem Gruß "Vaya con Dios".